Sprachentwicklungstabelle
nach Ariane WillikonskyDie folgende Sprachentwicklungstabelle soll Eltern, Erziehern und Erzieherinnen Antworten auf folgende Fragen geben:
- Hat mein Kind eine normale Sprachentwicklung?
- Wie verläuft die Sprachentwicklung?
- Was muss ein Kind in welchem Alter können?
- Wie kann ich mein Kind bei der Sprachentwicklung unterstützen?
Erste Lebenswochen
Das Baby ist da

Sprachentwicklungsstand
Unterschiedliche Schreie, Schmatzen, Glucksen Erste Laute (aaa, gr)
Elternberatung
Antworten Sie auf Unbehagensschreie beruhigend durch rhythmisches Sprechen oder Singen. Schaukeln oder wiegen Sie das Baby dabei. Vermeiden Sie beunruhigende Hintergrundgeräusche, z.B. durch einen Krimi im Fernseher, die Stimmung wird vom Baby verarbeitet.
2. Lebensmonat
Erster Kontakt

Sprachentwicklungsstand
Das Baby nimmt Blickkontakt auf Das Baby variiert mit der Stimme.
Elternberatung
Kommunizieren Sie häufig und ausgiebig mit dem Baby z.B. beim Wickeln, Stillen, Füttern und suchen Sie dabei Augenkontakt. Falls das Baby auf Geräusche nicht reagiert, gehen Sie bitte unbedingt zum Arzt. Hörstörungen haben fatale Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes. Rechtzeitig entdeckt können Sie jedoch rasch behoben werden.
3.-6. Lebensmonat
Lallen und tönen

Sprachentwicklungsstand
Das Baby bildet unterschiedliche Laute und Silben Das Baby setzt seine Stimme bewusst ein.
Das Baby nimmt über Laute Kontakt auf.
Elternberatung
Ihr Kind entdeckt nun täglich Neues, das das Gehirn erst einmal verarbeiten muss. Dafür braucht es bewusste Ruhephasen. Geben Sie ihm Gelegenheit zum Lauschen, z.B. durch eine Spieluhr.
7.-9. Lebensmonat
Nonverbale Kommunikation

Sprachentwicklungsstand
Das Baby bildet Silbenketten und Doppelsilben Das Baby ahmt Laute und Sprechmelodie nach.
Das Baby nimmt über Gestik bewusst Körperkontakt auf.
Elternberatung
Unterstützen Sie diesen Entwicklungsschritt durch das Schneiden von Grimassen und das Plappern von Unsinnssilben.
10.-12. Lebensmonat
Doppelsilben

Sprachentwicklungsstand
Das Kind versteht einzelne Worte. Das Kind setzt nonverbale Kommunikation ein. Das Kind bildet Doppelsilben, z.B. „baba“ Das Kind imitiert Lautkombinationen und Melodien.
Elternberatung
Fördern Sie den Aufbau des Wortschatzes durch kurze, hochfrequente Worte, zB: „Schau, ein Ball“, „wo ist der Ball?“ etc. Lieder und Fingeverse unterstützen die Sprachentwicklung. Dabei geht es nicht um Abwechslung, Kinder lieben und brauchen Wiederholungen.
13.-18. Lebensmonat
Saugen und pusten

Sprachentwicklungsstand
Das Kind spricht 10 – 20 Worte und versteht einfache Anweisungen. Es lernt außerdem saugen und pusten.
Elternberatung
Das Kind liebt Versteckspiele und möchte Ihnen ständig neue Dinge zeigen. Lassen Sie sich von der Begeisterung mitreißen. Sie werden die Welt mit neuen Augen sehen. Geben Sie dem Kind zudem auf alle Leistungen positives Feedback. Das fördert die Wiederholungen und beschleunigt den Lernprozess.
19.-24. Lebensmonat
Wortschatz

Sprachentwicklungsstand
Das Kind spricht 20 – 50 Worte (Schlüsselbegriffe). Das Kind benennt Eigenschaften, z.B. „heiß“ und bekannte Personen. Das Kind spricht Zwei- und Dreiwortsätze.
Das Kind drückt Missfallen laustark durch „nein“ aus. Das Kind kann ein Lied singen.
Elternberatung
Lassen Sie sich vom ständigen „nein“ des Kindes nicht nerven. Die Trotzphase ist sehr wichtig. Durch das „nein“ grenzt sich das Kind erstmalig ab. Das ist eine wichtige Vorstufe zur Entdeckung der eigenen Person. Bislang hat sich das Kind mit dem eigenen Namen benannt, bald wird es „ich“ sagen und dafür ist die Nein-Phase notwendig. Also ein Grund zur Freude J. Gehen Sie auf das „nein“-Spiel ein, indem Sie selbst häufiger Ihre Gefühle zeigen.
3. Lebensjahr
Warum?

Sprachentwicklungsstand
Das Kind kann nun alle Konsonanten isoliert bilden. Das Kind verwendet „ich“. Das Kind fragt „warum?“ Das Kind bildet 3- 5 – Wort – Sätze „Ich Auto defahn bin“
Elternberatung
Auch die „Warum-Phase“ bringt so manche Eltern fast um den Verstand. Dabei können Sie stolz sein! Das Hinterfragen ist ein Zeichen von hoher Intelligenz. Nur kluge Kinder fragen „warum?“. Gehen Sie auf das Spiel ein, in dem Sie ebenfalls nachfragen.
4. Lebensjahr
und-und-und-und…..
Sprachentwicklungsstand
Das Kind kann nun auch Konsonantenverbindungen korrekt aussprechen. Das Kind bildet Haupt- und Nebensatz. Das Kind verwendet Grammatik.
Elternberatung
Beim hastigen Erzählen treten gelegentlich Stottersymptome auf, man nennt diese Redeunflüssigkeiten Entwicklungsstottern. Beunruhigend sind diese nur, wenn sie länger als ein Jahr andauern.
Grammatik ist ein komplexes Strukturssystem, daher fördern Sie auch durch klare Regeln und Strukturen im Alltag die Grammatikentwicklung.
5. Lebensjahr
Wie geht das?
Sprachentwicklungsstand
Das Kind bildet alle Laute korrekt, auch Zischlaute und Zischlautverbindungen Das Kind verwendet korrekte Pluralformen und Artikel.
Elternberatung
Stillen Sie den Wissensdurst des Kindes. Nun ist die richtige Zeit für einen Museumsbesuch, z.B. eines Automobilmuseums oder eines Naturkundemuseums. Auch der Besuch in einer Tropfsteinhöhle o.ä. wird das Kind begeistern.
6. Lebensjahr
Ich will in die Schule!
Sprachentwicklungsstand
Das Kind beherrscht die Umgangssprache Das Kind hat einen Grundwortschatz von ca. 500 Wörtern .
das Kind ist schulreif.
Elternberatung
Überlassen Sie den Lese- und Schreiberwerb der Schule. Viel sinnvoller als vor der Schule mit dem Kind Lesen und Schreiben zu üben, ist es die Kinder neugierig zu machen und für Neues zu begeistern. Sie könnten zum Beispiel einmal die alten Fotoalben ausgraben und ihrem Kind Geschichten aus Ihrer eigenen Schulzeit erzählen.
7.-10. Lebensjahr
Konfliktgespräche
Sprachentwicklungsstand
Reflektion über das eigene Kommunikationsverhalten (Metakommunikation)
Das Kind kann verbal Konflikte lösen.
Elternberatung
Schenken Sie Ihrem Kind Zeit für viele, intensive Gespräche.
Mischen Sie sich in Streite nicht ein, sondern lassen Sie das Kind selbständig argumentieren.
11.-14. Lebensjahr
Lass mich!
Sprachentwicklungsstand
Das Kind sucht nun die auch verbal die Konfrontation.
Wichtigster Gesprächspartner sind nun meist nicht mehr die Eltern sondern die beste Freundin/ der beste Freund.
Elternberatung
Versuchen Sie nicht alles allzu persönlich zu nehmen. Trösten Sie sich damit: „die Pubertät ist nicht nur dafür da, dass sich die Kinder von den Eltern lösen, sondern auch dafür, dass die Eltern sich von den Kindern lösen.“
FON Praxis – Ihre Ansprechpartner am Telefon und vor Ort

Birgit Gnabry, FON Institut Stuttgart Ost
Ute de Waard, FON Institut Bad Cannstatt
Andrea Fahrion, FON Institut S-Degerloch
Tel: 0711-88 26 888
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